PREACH
Preach – 30.04.2025, 19:30 UhrUrbanes Tanztheater von Kwame Osei, Kama Frankl-Gross und Christopher Deutsch
Veranstaltungen
Ein heller Raum erfüllt von warmen Klavierklängen. Preisende Stimmen und Körper, die sich sanft im Rhythmus wiegen, die Gesichter heben sich vertrauensvoll zur Decke. Ekstase. Tränen. Glückseligkeit und Schmerz. Dazwischen menschliche Schicksale, Träume und die Hoffnung auf Erlösung. Jeden Sonntag sind sie vergessen, dass Leid, die Ängste und die Alltagssorgen.
Georg Kojo Brown, der Pastor der kleinen afrikanischen Gemeinde, predigt von Liebe und Geborgenheit – aber auch von Sünde, Unreinheit und Schuld. Von einem „schwarzen Volk“, welches den göttlichen Vater schon vor Jahrhunderten durch seine heidnischen Bräuche erzürnt hat. Er spricht auch von der kommenden Erlösung. Die Gemeinde singt, klatscht und tanzt. Mächtige Männer und ergebene Frauen, die sich voll und ganz bis zur Entrückung ihrem Glauben hingeben. Die Kirche scheint in diesen Momenten unter der göttlichen Kraft zu bersten, fernab von den Ungläubigen und Sündern da draußen. Darunter ein heranwachsender, schwarzer Mann, der um sich und sein Seelenheil fürchtet – und von den Geistern der Vergangenheit geplagt wird. Auch in den Blicken anderer Gemeindemitglieder liegen Angst, Verzweiflung und Schmerz. Die Angst davor, selbst als Sünder entlarvt zu werden, die Verzweiflung darüber, von Gott im Stich gelassen zu werden, und der Schmerz, dieser Welt ausgeliefert zu sein.
In PREACH wird das Publikum Teil einer großen Messe, in der sich zwischen getanzter Gotteshuldigung und euphorischem Gospelchor immer wieder Gewalt Bahn bricht.
Die erste Produktion der Urban-Arts-Sparte im Großen Haus setzt sich kritisch mit den Machtstrukturen afrikanischen Religionsgemeinden auseinander. Dabei spürt PREACH auch dem Einfluss der Kolonialisierung wie Missionierung nach, die über Jahrhunderte hinweg bis heute Einfluss auf religiöse und kulturelle Entwicklungen vieler afrikanischer Länder nimmt. Das Team erforscht gemeinsam mit dem Ensemble, einem 12-köpfigen Gospelchor und drei Musikern das Spannungsfeld zwischen der Sehnsucht nach Gemeinschaft und Sicherheit auf der einen Seite und Kontrolle, Korruption, Manipulation und Gewalt auf der anderen.