
Wir sind das MINISTERIUM GEGEN EINSAMKEIT
13 Premieren erwarten das Publikum in der Spielzeit 2025/26, in der das Theater zudem offener und zugänglicher gestaltet wird. Die Spielzeit reflektiert über die Vereinzelung unserer Zeit, feiert die gemeinschaftsstiftende Kraft des Theaters und die Nähe zwischen Publikum und Spielenden auf einer Raumbühne hinter dem Eisernen Vorhang. Ein Container-Dorf auf dem Will-Quadflieg-Platz schafft Verbindungen ins Marienviertel und etabliert ein Kulturquartier als Ort der Gemeinsamkeit für Oberhausen.

Kommen Sie ins MINISTERIUM GEGEN EINSAMKEIT
Vorwort von Intendantin Kathrin Mädler im Spielzeitheft
Der Umbau des Theaters hat schon begonnen: In dieser besonderen Spielzeit 2025/26 transformiert sich das Theater Oberhausen zum MINISTERIUM GEGEN EINSAMKEIT.
Ein Container-Dorf mit Bar und Biergarten, mit Ausstellung und Aussichtsplattform landet auf dem Theaterplatz und verbindet sich mit dem Marienviertel. Auf der Bühne des Großen Hauses rücken alle nah zusammen. Das Theater wird unter Beteiligung und Zusammenschluss von Publikum und Spielenden noch sichtbarer und fühlbarer zum Ort der Gemeinsamkeit. Wir feiern Gemeinschaft und ergründen, welche Form von Einsamkeit wir aushalten wollen oder gar suchen!
Einsamkeit: Ein Gefühl, das uns Menschen von der Geburt bis zu unserem Tod begleitet. Eine ambivalente Sehnsucht, die uns befällt. Aber auch eine Melancholie, die Schatten wirft. Ein Übermaß an Einsamkeit ist vielleicht der Schmerz unserer Zeit: Nicht erst seit der Pandemie und ihrem Verlust an Verbindungsmöglichkeiten erleben Menschen allen Alters Verlassenheitsgefühle und Isolation. Im schlimmsten Fall ist Einsamkeit Versagensangst, höchst individuell und verletzend. Sie ist ein Stigma, über das lange nicht gesprochen werden konnte. Einsamkeit ist Symptom unserer kälter werdenden, effizienzorientierten Welt und zugleich Ausdruck größtmöglichen Scheiterns in ihr: Wer einsam ist, hat es nicht geschafft, Teil der „richtigen“ Gemeinschaft zu sein. Hat es nicht geschafft, genug Anziehungskraft zu produzieren.
Zu große Einsamkeit macht nachweisbar krank und wirkt zerstörerisch, nicht nur für den einzelnen Einsamen, sondern auch im sozialen und politischen Gefüge. Menschen mit geringer gesellschaftlicher Teilhabe sind besonders häufig betroffen. Oder die, die sich den Normen nicht anpassen können oder wollen. Wer politisch einsam ist, wer fallengelassen wird – wie die Ukraine, wie die queere oder die Trans-Community in den USA – schwebt in tödlicher Gefahr. Demokratie ist Kontakt und Verbindlichkeit, Bekenntnis zur Gemeinschaft. Vereinzelung bedroht sie existentiell. Auch Aggression kann aus Einsamkeit entstehen: Renegaten spalten und polarisieren, ziehen sich in Blasen zurück und kultivieren Hass auf eine Gesellschaft, aus der sie sich ausgestoßen sehen.
Einsamkeit ist aber auch eine wilde Kraft und im Theater heroisch: Der Einsame, der „Loner“ ist ein unnahbarer, geheimnisvoller Held. Trotzig und stark, entfernt von allen Normen und allem Banalen zieht er seine Kreise. In seiner Abgrenzung ist er subversiv und stiftet an zur Reflexion und Revolution. Der Loner ist Cowboy, Gunman und Rockstar. Aber im Finale stirbt er meist oder geht in die Wälder zurück. Und seine Revolution droht immer auch in die Radikalisierung zu driften.
Das MINISTERIUM GEGEN EINSAMKEIT feiert die Einsamkeit. Wer könnte besser die Schönheit des Schmerzes, die Seele des Leids, hundert Jahre Einsamkeit ergründen als das Theater?
Die Vergeblichkeit unserer Anstrengungen, die Begrenztheit unserer Möglichkeiten, die Farbe der Leere um uns, die Fragilität unserer Existenz – all das wird im Theater fühlbar. Die Figur, die auf der Bühne kämpft und weint, schreit und sich verzweifelt bemerkbar macht, berührt unsere eigenen Bemühungen. Das sind wir! Wenn wir von der Einsamkeit erzählen, müssen wir uns nicht mehr für sie schämen, sie ist kein Tabu mehr.
Das Theater entwickelt seit 2000 Jahren Strategien gegen die Einsamkeit. Es hat die Kraft zu verbinden und zu vernetzen, Menschen ins Gespräch zu bringen und Anziehung statt Abkapselung zu erzeugen. Wir bündeln diese Kraft in einer neuen Institution mit Sitz am Will-Quadflieg-Platz. Das MINISTERIUM GEGEN EINSAMKEIT arbeitet künstlerisch und politisch. Künstlerisch – weil die Kunst Nähe schafft und dem, was gerade leer und hart erscheint, Tiefe und Sinn verleiht. Politisch – weil wir glauben, dass zusammen zu kommen und einander in der Vielfältigkeit der Haltungen auszuhalten in dieser Zeit hochpolitisch ist.
In unseren Stücken und Produktionen begegnen wir einsamen Seelen und wütenden Aufbegehrenden. Wir folgen ihnen in die selbstgewählte Solitude und in den Abgrund des Alleinseins. Wir finden mit ihnen Solidarität und Empathie wieder. In Veranstaltungen rund um den Spielplan lädt das MINISTERIUM ein, über Einsamkeit und Gemeinschaft nachzudenken. Und in besonderen Besuchsangeboten führt das MINISTERIUM ganz konkret Menschen zusammen.
In Oberhausen muss niemand einsam sein: Kommen Sie ins MINISTERIUM GEGEN EINSAMKEIT!
Ihre
Kathrin Mädler
& das Team des
Theaters Oberhausen