Die Räuber Schauspiel von Friedrich Schiller
Wie frei ist der Mensch wirklich?
Diese Frage dürfte zu Zeiten des jungen Friedrich Schillers nicht minder kompliziert gewesen sein, als sie es heute ist. Schiller lässt in seinem furiosen Freiheitsdrama zwei ungleiche Brüder im Rennen um die Selbstbestimmung gegeneinander antreten: Da ist zuerst das Sonnenkind Karl, dem die Herzen seiner Mitmenschen zufliegen und dem alles wie im Spiel gelingt. Auf der anderen Seite der Außenseiter Franz, von Neid auf seinen Bruder zerfressen, der seinen scharfen Verstand dazu einsetzt, allumfassend Rache zu nehmen: Am Bruder, am Vater, am ungerechten Schicksal des Zweitgeborenen – auch wenn er dabei über Leichen gehen muss. Durch seine Intrige wird er zum alleinigen Erben ernannt. Der plötzlich mittellose Karl, von jugendlichem Idealismus verblendet und durch die Zurückweisung des Vaters verletzt, zieht sich in die Wälder Böhmens zurück, um dort eine Räuberbande zu gründen. Während Einzelkämpfer Franz zuhause immer offener zum Despoten
wird, selbst den eigenen Vater sukzessive aus dem Weg räumt und des Bruders Verlobte Amalia zu erobern versucht, entgleiten Karl zunehmend die Zügel im Wald; die Raubzüge arten in einer unaufhaltsamen Dynamik immer mehr in Gewalt und Exzess aus.
Schillers Erstlingswerk löste bei seiner Uraufführung am Nationaltheater Mannheim im Jahr 1782 einen handfesten Skandal aus und hat bis heute nichts von seiner Aktualität oder Brisanz verloren. Mit seiner zupackenden, kraftstrotzenden Sprache spielt das Drama zwei unterschiedliche Wege der Radikalisierung durch und stellt auch heute noch die Frage nach dem Individuum in unserem gesellschaftlichen Miteinander. Was passiert, wenn der Drang nach Selbstbestimmung in blanke Machtgier umschlägt? Und wie schlimm sind die Folgen, wenn eine ideologische, romantisierte Bewegung plötzlich eigennützig instrumentalisiert wird?
Die Regisseurin Lisa Nielebock ist unter anderem für ihre feine Figurenzeichnung und kluge Textsezierung bekannt. Mit Die Räuber stellt sie sich erstmals dem Oberhausener Publikum vor.
Aus aktuellem Anlass 6: Einzeltäter everywhere
Über Radikalisierungsmechanismen: Einsame Wölfe mit Waffen und ihre Netzwerke
April 2026