Sankt Falstaff Modernes Königsdrama von Ewald Palmetshofer frei nach Shakespeares King Henry IV
Endlich ist die Ordnung wiederhergestellt! Der Staatsputsch – von langer Hand sorgsam geplant – war erfolgreich, der greise und kränkelnde Quasi-König Heinrich wurde als Staatsspitze im „Haus der Macht“ etabliert, und endlich kann das Volk in diesen krisengeschüttelten Zeiten wieder auf eine fähige Politik zu ihrem Wohle vertrauen. Doch unter dem Deckmantel einer immer poröser werdenden Demokratie wuchern und gedeihen die Mechanismen der Autokratie: strategisch gestreute Falschinformationen, Erpressung, populistisches Gedankengut und eine gut geölte Exekutive wie Judikative, die wie Marionetten zielgenau und zweckgebunden eingesetzt werden können. Und der Nachfolger Harri? Der zieht den politischen Machtspielchen das ausschweifende Nachtleben samt Alkohol- und Drogenkonsum vor und verbringt seine Zeit am liebsten mit seinem Intimfreund Falstaff in Frau Flotts Containerkneipe, wo der Ton rau, aber herzlich ist. Den strauchelnden Politikernachwuchs und den allen Lastern frönenden Lebemann verbindet eine innige und zärtliche Freundschaft – oder ist das etwa schon Liebe?
Als Harri aus dem Machtzentrum ein unmoralisches Angebot erreicht, steht nicht nur die Zukunft von Staat und Freundschaft, sondern auch Harris und Falstaffs Charakterstärke auf dem Prüfstand. Wie verlockend ist Macht wirklich? Und was passiert mit unserer Demokratie, wenn keiner auf sie Acht gibt?
Der Dramatiker Ewald Palmetshofer ist sowohl für seine Dramen als auch für seine Klassikerüberschreibungen vielfach ausgezeichnet, in welchen er durch die ihm eigene fein ziselierte Sprache und mit widerborstigem Humor saftige Figuren herausschält. In seiner ersten Shakespeare-Überschreibung holt er virtuos das politische Macht- und Figurengefüge in unsere heutige politische Landschaft der ausgehöhlten Demokratien. Gekonnt analysiert er dabei, was es bedeutet, wenn sich im blinden Fleck einer krisengeschüttelten Zeit bestehende Machtstrukturen leise neu ordnen und eine gerade noch demokratisch gewählte Kraft den Staat vor vollendete Tatsachen stellt.