Open Haus oder Was ist eine Stadt?

ES IST TATSÄCHLICH SO EIN MÖGLICHKEITSRAUM – DASS ICH VIELE ANGEBOTE MÖGLICHST AN EINEM ORT GESAMMELT HABE. ICH GLAUBE, DAS IST SO FÜR MICH PERSÖNLICH JETZT EINE STADT.*

Die Stadtsparte Open Haus ist künstlerische Stadtentwicklung und utopische Forschungszentrale für urbanes Zusammenleben zugleich. In der spielerischen und kreativen Übersetzung stellen wir Fragen an die Stadtgesellschaft und bieten den Raum, gemeinsam zu diskutieren, Ideen auszuprobieren und Unterschiede auszuhalten. Urbane Räume sind, nicht nur, aber auch im Ruhrgebiet, hochdynamisch, da sie permanent vielgestaltigen prägenden Einflüssen ausgesetzt sind. Die Stadtsparte Open Haus nimmt diese multiperspektivischen Impulse auf, macht sie sichtbar und stellt sie in neuer Verbindung als Instrumente für kommende Herausforderungen zur Verfügung. Im Austausch mit anderen Stadtakteur:innen fragt das Open Haus als Vermittlungs- und Vernetzungszentrale immer wieder, wie wir jetzt und in Zukunft zusammenleben wollen. Und natürlich auch, wie das Theater selbst offen, entwicklungs- und zukunftsfähig bleiben kann in der Stadt der Zukunft. Das Theater Oberhausen ist ein offenes Haus für die gesamte Stadtgesellschaft, deren vielseitigen Geschichten wir eine Bühne bieten wollen. Das Open Haus ist ein klares Bekenntnis dazu.

UND WENN DANN GESCHICHTEN ERZÄHLT WERDEN ÜBER DIE STADT UND ÜBER DAS, WAS MAL WAR, WOHER MAN KOMMT UND WOHIN MAN WILL, DANN ENTSTEHT SO ETWAS WIE KULTURELLES LEBEN. DANN GIBT ES DIE GANZ SPEZIFISCHE STADTENTWICKLUNG UND STADT-STRUKTUREN, DIE SIND ABLESBAR IN DEN GESICHTERN DER MENSCHEN, ABLESBAR IN DEN HÄUSERN, ABLESBAR IN DER LANDSCHAFT. DIE SIND IN ALLEM DANN ABLESBAR.*

Auch in der zweiten Spielzeit erarbeiten wir in den Open-Haus-Produktionen mit Oberhausener:innen lokale Erzählungen, die im Abendspielplan und erstmalig auch in Schulvorstellungen zu sehen sein werden. Die Urban-Dance-Stückentwicklung Multiversum (S.36) ist eine mit Jugendlichen ab 16 Jahren entstehende Feier der Individualität. Mit erwachsenen Interessierten erarbeiten wir die lokale Adaption Der Revisor kommt nach O (S.40). nach Nikolai Gogols Klassiker und setzen die mit Obermünchhausen begonnene Überprüfung der humorvollen Belastbarkeit des Stadtgeschehens fort.
Eine der Besonderheiten der ebenfalls wieder eingeladenen Stadtbotschafter:innen ist, dass sie ihre je acht Wochen in Oberhausen nicht in einem abgeschlossenen Probenraum im Theater verbringen, sondern ihren Arbeitsplatz mitten in die Stadt verlegen. Sie arbeiten nicht mit anderen Künstler:innen im Theater, sondern entwickeln im Gespräch mit den Oberhausener:innen einen künstlerischen Abend für sie und manchmal auch mit ihnen. Die Arbeit der fünf Stadtbotschafter:innen ist hochaktuelles und partizipatives Stadttheater im besten Sinne des Wortes und ist ein wichtiger Beitrag zur kreativen Umsetzung von Stadtentwicklung.
Die Stadtbühne bietet weiterhin für verschiedene Altersgruppen und in unterschiedlicher Intensität die Möglichkeit, sich im Theaterspiel auszuprobieren – von einem einmaligen Erlebnis bis hin zu wöchentlichen Treffen, die in einer einmaligen Aufführung bei den Stadtbühnentagen enden.
Bei unseren Extras werden wir liebgewonnene Reihen fortführen, Angebote weiterentwickeln und neue Formate ausprobieren. Weiter geht es z.B. mit dem unterhaltsamen Barquiz, der grandiosen Feier der Erinnerung beim Día de los Muertos, den spannenden Lesungen in Kooperation
mit dem Literaturhaus, der inspirierenden Reihe Theater & Gemeinden und nicht zuletzt den Drama & Drinks-Terminen, die Ihnen bei einem leckeren Getränk Autor:innen und Themen unseres Spielplans näher bringen. Neu dazu kommen vor allem Formate, die sich mit der künstlerischen Stadtentwicklung beschäftigen wie das Transformationslabor in Kooperation mit dem Wissenschaftscampus NRW und das Offene Forum Marienviertel in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Stadtentwicklung.

VOR ALLEM SIND’S DIE MENSCHEN, DIE EINE STADT AUSMACHEN FÜR MICH. NICHT SO DAS, WAS IN STEIN UND HOLZ UND BETON ODER SO GEGOSSEN IST. ES GIBT AUCH FREIFLÄCHEN, DIE SIND HOFFENTLICH GANZ SCHÖN GRÜN. ABER DIEJENIGEN, DIE IN EINER STADT LEBEN, DIE MACHEN FÜR MICH DIE STADT AUS.*

Nach der ersten Spielzeit in Oberhausen sind wir guter Dinge. Sie sind ins Theater gekommen, waren interessiert an den neuen Ideen und dem Austausch. Bleiben Sie so neugierig und lassen Sie sich auch in der zweiten Spielzeit von der gemeinschaftstiftenden Kraft des Theaters überzeugen. Kommen Sie ins Open Haus und gestalten Sie mit uns die Zukunft – was haben wir zu verlieren?


Anne Verena Freybott (Leitung) und das ganze Team des Open Haus

*Antworten aus den Interviews zur Open-Haus-Produktion Obermünchhausen (2022/23) auf die Frage „Was ist eine Stadt?“

Das Open Haus wird gefördert durch das NEUE WEGE Förderprogramm Kommunale Theater und Orchester in NRW.