Milch und Kohle Ruhrgebietsroman von Ralf Rothmann

Milch und KohleRuhrgebietsroman von Ralf Rothmann


In einer Fassung von Maike Bouschen und Till Beckmann
EINFÜHRUNG 30 MINUTEN VOR VORSTELLUNGSBEGINN IN DER BAR
Premiere 20.09.24
Dauer Ca. 2 Stunden 5 Minuten
Schauspiel
Großes Haus
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Veranstaltungen

Fr. 20.12.24 19:30 Uhr
So. 19.01.25 16:00 Uhr
Weitere Vorstellungstermine werden jeweils am 1. eines Monats für den übernächsten Monat veröffentlicht.

Simon Wess kehrt in das Ruhrgebiet zurück. Er spürt den Erinnerungen an seine Familie und der vergangenen Zeit nach – einer Zeit zwischen Hoffnung, Nachkriegswehen, Sprachlosigkeit und emotionaler Härte. 

Im Ruhrgebiet, Ende der 1960er-Jahre. Eine Region im Aufbruch, prosper und guter Hoffnung. Liesel und Walter Wess sind vom Melkhof im Norden ins Revier gezogen. Walter arbeitet unter Tage, ein Leben im Kohlenstaub. Die vergangene Kriegszeit ist tief in Liesel eingesickert, sie kennt die Härten des Lebens und gibt diese unaufhaltsam an ihre Söhne Simon und Traska weiter. Nur wenn Liesel sich zum Twist-Tanzen ein neues Kleid näht, entflieht sie der Enge ihres Lebens. Simon streift mit seinem Kumpel Pavel auf frisierten Mopeds durch die rußigen Straßen, und kämpft, genauso wie Traska, gegen die familiäre Enge an. Als Gastarbeiter:innen in das Ruhrgebiet angeworben und mit vielen Ressentiments empfangen werden, lädt Walter seinen Kollegen Gino trotzdem zum Kochen ein – und mit ihm ziehen für Liesel nicht nur neue Geschmäcker in die kleine Küche ein, sondern eine Idee davon, wie das verschlissene Leben auch hätte sein können. 

Ein eingeengtes Leben, mit zu wenig Geld, viel Arbeit, immer von Nachbarn umgeben und von alltäglicher Gewalt – aber auch von Freiheitsdrang oder dem Wunsch, zu vergessen. Simon begegnet in seinen Erinnerungen wieder der Welt, in der er einst aufgewachsen ist – dem Käfig seiner Kindheit – und stellt sich der Sprachlosigkeit entgegen. 

Lakonisch und kunstvoll blickt Ralf Rothmann auf das Leben im Ruhrgebiet und erschafft ein literarisches Denkmal ohne jedes Pathos. Er erzählt die individuelle Geschichte einer Familie, die für ein ganzes Milieu und ihre Zeit steht. Regisseurin Maike Bouschen lässt Simon in ihrer Inszenierung durch seine Erinnerungen reisen und verschränkt Vergangenheit und Gegenwart. 

Hinweis

Liebe Besucher:innen,
bitte beachten Sie, dass während der Vorstellung Stroboskoplicht (Lichtblitze) eingesetzt wird. Dieses kann bei einigen Personen gesundheitsschädigend wirken. Gefährdete Personen werden gebeten, Kontakt mit dem Personal aufzunehmen.
Vielen Dank und einen schönen Theaterabend!

Extra

  • Einführung 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn in der Bar

Aus Aktuellem Anlass 3

Ruhrspuren – Was macht der Aufstieg und Fall einer Industrie mit dem kollektiven Gedächtnis einer Region? (November 2024)

Team

Regie
Bühne und Kostüme
Musik
Dramaturgie

Chor: Gizem Aliusta, HÜrrem Balaban, Frieda Becker, Sevda Beser Cidal, Lisa Brandenberg, Jorid Disteldorf, Manuela Dost, Sarah Grebe, Sophie Köller, Andrea Wilming

Bilder

Pressestimmen

„Maike Bouschen bringt am Theater Oberhausen Ralf Rothmanns Ruhrgebiets-Roman Milch und Kohle beeindruckend anders auf die Bühne. Tim Weckenbrock als Simon ist eine Wucht. Mit großer Bühnenpräsenz wechselt er vom sachlichen Berichterstatter zur persönlich involvierten zentralen Person. Ein Clou der Inszenierung ist der eingefügte Sprech- und Bewegungschor junger Frauen, welche mit kurzen Einwürfen auf das Geschehen reagieren
und es kommentieren. So ergibt sich ein intensives, fast schon klassisches Stück versuchter Vergangenheitsbewältigung.“ Klaus Stübler, Ruhr Nachrichten

„Wenn sich der eiserne Vorhang öffnet, stehen da zweifelhafte Gestalten, mit weißen Gesichtern, schwarz umrandeten Augen, Perücken auf dem Kopf. Figuren einer vergangenen Zeit, die der Erzähler Simon mit Zigaretten ins Leben haucht. Schnell ist klar: Erzählt wird hier Erinnerung, eine Geschichte, inszeniert als kunstvolles Kammerspiel. Bühnen- und Kostümbildnerin Franziska Isensee hat das ganze Ensemble in einen nur nach vorne hin geöffneten Gerüstbau gesteckt. Wer gerade nicht spielt, klettert die Stangen empor, verknotet sich darin, hängt kopfüber herunter. Ein Käfig, der niemanden entkommen lässt. Ein Käfig für die Kunstfiguren.“ Sarah Heppekausen, nachtkritik.de