Sanierung und Zukunft

Stehen bleiben heißt Rückschritt – diese Aussage gilt auch für öffentliche Gebäude wie Theater, die über längeren Zeitraum in ihrer Gebäude- und Bühnentechnik sowie Bausubstanz teilweise aus der Nachkriegszeit verblieben sind und dann nach vielen Jahren nachhaltig saniert werden müssen. Dabei ändert sich auch die Nutzung einzelner Theaterräume und die Ansprüche an einen modernen Theaterbetrieb wachsen mit der Zeit. Im Theater Oberhausen lässt sich die wechselvolle Geschichte an den Namen einzelner Räume ablesen. So gibt es einen Orchester-Probe-Raum (OPR) im 3. Obergeschoss, obwohl es keine eigene Sparte Musiktheater mehr gibt, und einen kleinen Ballettsaal, der an die Ballettkompagnien bis in die 90er Jahre erinnert. Einer der beiden Innenhöfe im Gebäudeensemble trägt noch den Namen Schlosserei-Innenhof.  Dabei wurden Mitte 2000 die Werkstätten mit Malersaal, Schreinerei und Schlosserei zu den neu gebauten Probebühnen in der Lessingstraße in Oberhausen-Buschhausen verlagert, um nachhaltig die Anforderungen an den Probenbetrieb eines Repertoire-Hauses zu erfüllen.

2020 begann sodann ein fortwährender Prozess der Modernisierung und Erneuerung. In den nächsten Jahren werden die bestehenden Gebäudeteile am Will-Quadflieg-Platz samt Technik mit der gebotenen Sorgfalt schrittweise ertüchtigt.

Um das Haus nachhaltig für die Zukunft leistungsfähig zu erhalten, stehen in den nächsten Jahren verschiedene Modernisierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen an.

Aufbruch in ein neues Jahrzehnt: der 1. Bauabschnitt startete 2020

Im Jahr 2020 wurden in Oberhausen in Politik und Verwaltung die Weichen für Zukunft des Theaters gestellt. Das Programm zur Modernisierung des Theater Oberhausen startete in den Theaterferien im Sommer 2020. Inhaltlicher Schwerpunkt waren die Erneuerung der Bühnentechnik im Großen Haus. Auf die traditionellen Handkonterzüge aus Hanf, die über Jahrzehnte manuell von den Bühnentechnikern bedient wurden, folgen digital gesteuerte Züge, die im Bühnenturm zukünftig für einen leistungsfähigen Szenenwechsel funktionieren. Für die Beschäftigten wird die körperliche Arbeit maschinell unterstützt, digital gesteuert und bietet neue Möglichkeiten. Dazu wurde der gesamte Bühnenraum hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang baulich entkernt, alte Leitungen und Einbauten zurückgebaut, ein Arbeitstreppenhaus verlegt und die Bühnenelektrik sowie  Antriebe erneuert.

Parallel begannen noch im Jahr 2020 die Arbeiten zum Brandschutz nach aktuellen Normen im gesamten Gebäudekomplex. Flucht- und Rettungswege sowie Brandabschnitte wurden überarbeitet, die Entrauchung im Brandfall getestet, Wände, Türen und Leitungsführungen jeweils in der erforderlichen Ausführung ertüchtigt: Ein groß angelegtes Maßnahmenpaket, das im Zeitraum von mehr als zwei Jahren Schritt für Schritt realisiert wurde.

Große Ereignisse lassen auf sich warten: Bauabschnitt II in 2021 und Corona-Pandemie

Kurz nach der Feier zum 100-jährigen Bestehen des Theaters Oberhausen und der ersten Premiere nach Umsetzung des I. Bauabschnitts kam das kulturelle Leben zum zweiten Mal fast vollständig zum Erliegen. Das Theater Oberhausen nutzte die Zeit während der Pandemie-bedingten Schließung ab November 2020, um Brandschutzmaßnahmen aus der Bauphase II vorzuziehen. Parallel gingen die Planungen für die Großbaustelle in den kommenden Theaterferien weiter: Erneuerung aller Lüftungsanlagen einschließlich deren Erweiterung auf neuen Stand der Technik, Planung einer modernen Brandschutzlösung für das Dach des Großen Hauses, Anfertigung verschiedener technischer Gutachten, Prüfung auf Schadstoffe und vieles mehr. Für die Bühnentechnik stand die Erneuerung der Bühnenbeleuchtung an sowie die Erneuerung der Bühnentechnik im vorderen Bühnenbereich. Die Bauphase II erstreckte sich von Juni 2021 bis Januar 20221.

Dies führte zu einer besonderen Spielzeit 2021/22 mit dem Gasometer Oberhausen und der Aula des Bertha-von Suttner-Gymnasiums im Marienviertel als Außenspielstätte sowie der Ertüchtigung der Probebühne 2 in Oberhausen/Buschhausen als Interim-Spielstätte für das Große Haus.

Spot an: Modernisierung der Beleuchtungsanlage in Bauabschnitt III im Frühjahr / Sommer 2022

Auch im Frühsommer 2022 bis zum Ende der Theaterferien wurden technisch-bauliche Modernisierungen im Theater Oberhausen realisiert. Diesmal galt es, die Maßnahmen an der Beleuchtungsanlage im Großen Haus mit Modernisierung des Beleuchtungsstellwerks und Dimmer-Raums in einem knappen Zeitfenster erfolgreich durchzuführen.

Im Zuge der neuen Intendanz von Kathrin Mädler ab der Spielzeit 2022/23 wurde auch für die Bar ein neues Bühnen-, Raum- und Nutzungskonzept entwickelt, um den neuen künstlerischen Angeboten den entsprechenden Raum zu bieten.

Nachhaltig und modern die Zukunft des Hauses weiter gestalten

Das Theater Oberhausen möchte sich als modernes Haus mit Tradition nachhaltig und zukunftsorientiert weiterentwickeln. Das Theater Oberhausen hat die Bewilligung seiner Bewerbung im Bundesförderprogramm SJK, ein Programm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen im Bereich Sport, Jugend, Kultur, erhalten. Das SJK-Projekt umfasst mit einem Projektvolumen in Höhe von rd. 3,8 Mio. EUR die akustische Sanierung im Großen Haus auch im Hinblick auf akustische Barrierefreiheit, Audio-Transkription, eine verbesserte Barrierefreiheit und bauliche Öffnung ins Quartier. Ergänzend sollen neue Leitsysteme, Greenscreen-Lösungen und medial-digitale Maßnahmen das Theater einladend und attraktiv für breite Publikumsschichten machen und künstlerische wie theater-pädagogische Innovation fördern. Großen Wert wird daraufgelegt, die Barrierefreiheit ganzheitlich zu gestalten, über rein bauliche Maßnahmen hinaus im Sinne eines Theaters für Alle und ohne Grenzen. Der Rat der Stadt hat die Umsetzung des Vorhabens am 28.06.2021 beschlossen, das Vorhaben wird bis Ende 2025 geplant und vollständig abgeschlossen.