Emel Aydoğdu

Regisseurin / Autorin

Was bedeutet Arbeit für die Menschen, die in Oberhausen leben? Welche Geschichten bringen diese mit? Die Regisseurin Emel Aydoğdu möchte Oberhausener:innen begegnen und Gespräche führen, die im Frühjahr 2023 in einer musikalisch-poetische Lesung mit dem Titel „ArbeitsVisionen“ münden werden.

Arbeitsvisionen

Musikalisch-poetische Lesung

Die Regisseurin Emel Aydoğdu hat in ihrer Zeit in Oberhausen Interviews zum Thema „Arbeit“ geführt. Die Ergebnisse der Recherche werden unter dem Titel ArbeitsVisionen Oberhausen in einer szenischen Lesung in der Bar im Theater Oberhausen zusammengefügt. Es lesen die Ensemblemitglieder Khalil Fahed Aassy und Klaus Zwick. Mit Jugendlichen aus dem Jugendzentrum Place2Be und dem Chor der Alevitische Gemeinde Alt Oberhausen und Umgebung.

MI., 22.03.2023, 19:30 Uhr, BAR, EINTRITT FREI, HOLEN SIE SICH IHRE FREIKARTEN AN DER THEATERKASSE.
MEHR INFOS

Skizzen

Die Hand horcht nach Ruhe.
Die Ruhe sehnt sich nach zu Hause.
Das zu Hause ruft!
Ich möchte zurück!
Zurück an den Ort,
wo meine Augen keine Worte, sondern Herzen schmückten.
Das waren Zeiten.
Unvergesslich in den Blicken der Gedankenwelt abgespeichert,
fragen die Fingerspitzen nach einer Frühstückspause,
-nicht penetrant, aber gefasst und unermüdlich-
nach der versprochenen Stille wie Funkstille oder Todesstille und
nach Schlaf, Schlummer und Schweigen.
So haben die Finger es doch vom Vater gelernt.
Sich zu übernehmen, 
über den Überschuss hinaus zu geben,
Geben, das ganze Leben lang einfach nur zu geben,
Die Hände, Füße, Schultern, Brust, Beine,
Samt alles zu geben.
Und geben heißt opfern.
Sich zu opfern,
Auch wenn die Rente nicht mehr ausreichen wird.
Wird auch die Ruhe nicht ihre Ruhe finden.

Eindrücke VON DEN BEGNUNGEN

„Meine Schätze, ich bin zurück!“ sprach der glücklich seinen Kindern entgegen. Zum Abendessen erzählten sie Geschichten, sie lachten und sangen Lieder über Sehnsucht. In der nächsten Nacht stieg er auf sein Motorrad, ein Bergbauarbeiter mit einem goldenen Herz, war tapfer und hoffnungsvoll auf dem Weg zur Arbeit.

Ich gehe weiter und weiter und lande irgendwo an der Grenzstraße. Sie grenzt an was? An einen Friedhof, an Grabmälern, an einer Eisenbahnlinie, an einer Brücke, an einem Videoerlebniscenter, an Tiffany nonstop, an Café Journal, wo die Jalousien unten sind und eine Fensterscheibe kaputtgeschlagen, an was grenzt die Grenzstraße? Wo ist die Grenze zwischen dem Asphalt und dem Anthrazit? An dem gelben Schrift an der Hausfassade, darunter befindet sich ein Kiosk 32 und gegenüber ein Döner & Pizzeria International. Die Grenzstraße hinter mir, gehe ich in einen kleinen Laden hinein…

Wenn wir uns begegnen

Eine hoffnungsvolle Einladung von Emel Aydoğdu

Das neue Team des Theater Oberhausen hat mich gebeten im Rahmen eines Projektes der Open Haus Sparte für zwei Monate als Stadtbotschafterin mit meiner Kunstform auf die Stadt zu reagieren. Als Autorin und Regisseurin ist es mir ein großes Anliegen, in dieser neuen Sparte mit neuen Ansätzen und Fragen künstlerisch auf eine Stadt und Stadtgesellschaft zu reagieren. Ein offenes Theater, das Brücken in die Stadt ermöglicht, mit der Hoffnung, offenen Herzen und Menschen zu begegnen, über alle Funk- und Schlaglöcher hinweg, sollte als ein Selbstverständnis begriffen und wirklich umgesetzt werden. Es ist eine notwendige Vorgehensweise, um einer Stadt die Möglichkeit zu geben, nicht nur einander zu verstehen und zuzuhören, sondern auch die Gelegenheit zu ermöglichen, das Theater der Zukunft mit zu visionieren oder gar mitzugestalten.


Als Stadtbotschafterin möchte ich mit meiner Kunstform die Menschen erreichen, die in der Stadt arbeiten und leben. Sei es Büdchen-Besitzer:innen, denen wir tagtäglich begegnen, um kurz eine Pommes in einer Imbiss-Bude zu naschen oder eben die Menschen, die seit kurzem oder langem in Oberhausen arbeiten. Im Backwarenladen um die Ecke oder an der Tankstelle am Tresen, Menschen, denen wir häufig begegnen, aber wer steckt dahinter? Welche Geschichten bringen Arbeitende in Oberhausen mit? Was bedeutet Arbeit für sie? Und wie stellen sie sich ihre Zukunft als Arbeitende in Oberhausen vor?


Vielleicht werde ich ins Büro eingeladen oder darf den Drucklufthammer selbst mal ausprobieren und Sie bei Ihrer Arbeit unterstützen? Einen Tag aushelfen und hospitieren? Arbeit ist vielfältig. Oberhausen ist vielfältig. Daher würde ich gerne mit Ihnen über Ihre Tätigkeit, Person und Visionen philosophieren und plaudern. Oder wir blicken uns einfach nur an und genießen den Moment miteinander. Ich hätte sogar die Hoffnung, manche von Ihnen mehrfach zu sehen, mit einer Begegnung erneut eine Begegnung zu schaffen. Wir würden über Oberhausen und unsere Hoffnungen für diese Stadt sprechen. Wie leben wir in dieser Stadt? Was wünschen sich Oberhausener*innen für ihre Stadt? Welche Perspektiven und Ideen haben sie bezüglich der Leerstände? Mit welchen Ansätzen können wir sie gemeinsam füllen? Was braucht die Stadt Oberhausen, um die Stadt zu sein, die sie sein möchte? Oder möchte sie sich nicht verändern? Welche Geschichten bieten die Stadt und die darin lebenden und denkenden Menschen?
Gibt es etwas, was Sie gerne mit mir teilen wollen? Wer sind Sie? Denn mit Ihnen allen zusammen möchte ich kreativ, politisch, gesellschaftskritisch, aktivistisch, empathisch miteinander und füreinander sein und Sie sprechen, so, dass wir den Blick durch viele Gespräche und Erinnerungen schärfen oder auch einfach mal warten, rasten und gemeinsam hoffen auf das, was wir zusammen schaffen können.


Hauptsache wir hören einander zu, blicken uns an und teilen. Unsere Gedanken, unsere Geheimnisse und Erlebnisse oder auch unsere Träume und Wünsche, die wir jeder Zeit zusammen angehen können, wenn wir bereit sind, sie miteinander zu teilen und auf das Erhoffte auch zu vertrauen.


Ich freue mich auf Sie!
Glück auf!