Bruder Eichmann / Geschwister Eichmann

Bruder Eichmann / Geschwister Eichmann

von Heiner Kipphardt / Lukas Hammerstein
Premiere 14.03.25
 
Schauspiel
Großes Haus
Uraufführung
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Ein biederer Mann mit Hornbrille aus Solingen. Als der ehemalige SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann 1961 in Jerusalem vor Gericht steht und wegen der millionenfachen Ermordung von jüdischen Menschen angeklagt wird, schaut die ganze Welt zu. Nach einem achtmonatigen Prozess mit über 100 Zeug:innen wird Eichmann für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Er verteidigt sich stets als kleines Rädchen im Getriebe des Massenmords. Selbst in seinem Schlusswort bezeichnet er sich zwar „seines Gehorsams schuldig“, nicht aber seiner Taten.

Mit Bruder Eichmann von Heinar Kipphardt wurde 1983 einer der wichtigsten Texte des politischen Dokumentartheaters uraufgeführt. Auf Basis der Verhörprotokolle aus Jerusalem zeichnet Kipphardt Eichmanns Weg vom biederen Vertreter einer Öl-Firma zu dem Menschen nach, der die Deportation und den Mord an sechs Millionen jüdischen Menschen organisierte. Er zeigt Eichmann in seiner Monstrosität und Mittelmäßigkeit zugleich und wirft die Frage auf, ob ein jeder zum „Menschen Eichmann“ werden könne. Durch Szenen, in denen Kipphardt der „Eichmann-Haltung“ in seiner politischen Gegenwart nachspürte, polarisierte das Stück: Von einer Banalität des Bösen zur Banalisierung des Holocausts?
Aber sind heute endlich alle gut? In Geschwister Eichmann (UA) wirft der zeitgenössische Autor Lukas Hammerstein einen scharfen Blick auf uns alle, die wir das Böse hinter uns gelassen und es fleißig aufgearbeitet haben. Oder doch nur unter den Teppich gekehrt, abgespalten, verdrängt und vergessen? Sprachgewaltig seziert Hammerstein in seinem Gesellschaftsporträt, wie die Vergangenheit Teil unserer Gegenwart bleibt. Ein vielstimmiger Chor bürstet den „Schluss” gegen den Strich und bleibt dabei dem Bösen wie auch den Guten auf der Spur.

Intendantin Kathrin Mädler lädt in ihrer Inszenierung Bruder Eichmann und die Geschwister Eichmann zum immerwährenden deutschen Familienfest. Lebt Eichmann in uns fort?

Aus aktuellem Anlass 7

Die Guten und das Böse – Ein Essay über den Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit. Lesung und Gespräch mit Autor Lukas Hammerstein. (März 2025)

Team

Regie
Bühne und Kostüme
Musik
Dramaturgie