Woyzeck
Leipzig, 3. Juni 1821. Aus Eifersucht ersticht Johann Christian Woyzeck seine Geliebte Johanna Christiane Woost und wird später dafür hingerichtet. Gerichtsakten und medizinische Gutachten befassen sich akribisch mit dem Fall – und inspirieren Georg Büchner zum Verfassen seines letzten Theatertextes.
Woyzeck ist das Objekt wissenschaftlicher Untersuchungen und das Produkt einer empathielosen Gesellschaft, an deren Rand er unaufhaltsam gedrängt wurde. Doch rechtfertigt dies, dass er aus Eifersucht die Frau tötet, die er zu lieben glaubt? Und wenn Woyzeck das Opfer „widriger Umstände“ ist, was ist dann Marie?
Regisseurin Pia Richter seziert in ihrer Inszenierung das „Subjekt Woyzeck“ und seine ungeheuerliche Tat: den Femizid an Marie. Ist Woyzeck Täter? Opfer? Oder beides?
Woyzeck war der letzte Text, an dem der Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär Georg Büchner arbeitete, bevor er 1837 mit nur 23 Jahren starb. Seine Werke, die zwischen politischer Parole und Zärtlichkeit, zwischen Weltschmerz und Umsturz mäandern, gehören heute zu den meistgespielten Dramen.
Premiere am Theater Oberhausen am: 02.12.2022
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Pressestimmen
„Pia Richter richtet in ihrer sehenswerten Inszenierung den Blick auf das Opfer – und dies unter dem Narrativ Femizid, das sich erfreulich unplakativ durch die optisch karge Handlung zieht. Gebannt folgt man dem schleichenden Zerfall von Woyzeck, der von einer zynischen Ärztin für medizinische Experimente missbraucht und für seinen Harndrang ungerührt heftigst beschimpft wird. Eine Szene, die sich wie manch andere wiederholt, und so den Handlungsstrang strukturiert, in den Pia Richter geschickt Fragmente aus dem Gutachten von Johann Christian August Clarus einwebt und dabei alle Merkmale fand, die man heute als Auslöser für einen Femizid betrachtet. Das Ende vom Lied ist eine mit zahllosen Messerstichen gemeuchelte Marie und ein am Boden zerstörter Woyzeck. Lautstarke Begeisterung nach 70 kurzweiligen Minuten für ein starkes Ensemble und eine überzeugende Inszenierung, mit der Pia Richter souverän beweist, dass man auch eine altbekannte Geschichte aufregend neu erzählen und ihre Relevanz für die Gegenwart erfreulich frisch darstellen kann.“
Sven Thielmann, WAZ
„Es gibt in Pia Richters Inszenierung von Georg Büchners Fragment gebliebenem Drama „Woyzeck“ keinen Schutz für die von Simin Soraya gespielte Marie, keine Zuflucht und auch kein Ausweichen. Sie ist den Blicken der Gesellschaft ebenso ausgeliefert wie der Eifersucht und den Gewaltausbrüchen Woyzecks. Für sie gibt es wahrhaft kein Entkommen, und das ist es, was sie von Daniel Rothaugs Woyzeck unterscheidet. (…) Gemeinsam mit Daniel Rothaug versucht sich Pia Richter an einem Porträt des Frauenmörders Woyzeck, das sowohl Georg Büchners Text und dessen Inszenierungstraditionen gerecht wird als auch deren blinde Flecken sichtbar macht. Für sie geht es nicht um die Frage, ob Woyzeck nun Opfer oder Täter war. Sie und Rothaug zeigen, dass er sowohl das eine als auch das andere ist, aber zugleich zerreißen sie auch die kausale Verbindung zwischen dem einen und dem anderen.“
Sascha Westphal, nachtkritik.de