Die Wahrheit über Leni Riefenstahl (Inszeniert von ihr selbst)

Die Wahrheit über Leni Riefenstahl(Inszeniert von ihr selbst)

von John von Düffel
Premiere am 13.01.2023
Dauer ca. 2 Stunden 30 Minuten
Schauspiel
Großes Haus
Uraufführung
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Leni Riefenstahl – begnadete, aber naive Filmemacherin oder berechnende, opportunistische Politikerin? Fakt ist, sie war eine Künstlerin. Sie begann ihre Karriere als Tänzerin, etablierte sich aber nach einer Knieverletzung in der Weimarer Republik als Schauspielerin im Bergfilmgenre. 1932 folgte ihr Regiedebüt mit Das blaue Licht – bei dem sie als Hauptdarstellerin, Regisseurin, Koproduzentin und Drehbuchautorin fungierte. Ihre folgenden Filme erhielten zahlreiche Auszeichnungen und wurden als ästhetische Meisterwerke gefeiert. 

Fakt ist auch: Sie war sowohl Hitler als auch Goebbels nahe. Nach ihrem Aufsehen erregenden Regiedebüt wurde Riefenstahl von beiden umworben und ging bereitwillig auf die Angebote ein. Sie drehte für das NS-Regime propagandistische Filme und hielt mit dem „Sonderfilmtrupp Riefenstahl“ Hitlers Überfall auf Polen auf Film fest. 1940 bediente sie sich für ihren Spielfilm Tiefland aus dem KZ Salzburg- Maxglan an 132 inhaftierten Sinti als „südländisch aussehenden“ Statist:innen – unbezahlte Arbeitskräfte, über die sie frei verfügen konnte. Über die Hälfte dieser Menschen wurde später in Auschwitz ermordet. Eisern hielt sie an der Aussage fest, dass dies eine Lüge sei – noch ein Jahr vor ihrem Tod behauptete sie 2002 standhaft in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau: „Keinem einzigen ist etwas passiert.“

Der preisgekrönte Dramatiker John von Düffel liefert nun eine Neubewertung der „Mitläuferin“ und zeigt Riefenstahl als Konstrukteurin von Welt-, Helden- und Körperbildern, aber auch als geschickte Konstrukteurin des Bildes ihrer selbst. Wer ist oder war Leni Riefenstahl wirklich? Was war ihre Rolle als Frau in einer Macht- und Männerdomäne? Was als heiteres Erklimmen der Karriereleiter im nationalsozialistischen Regime beginnt, wird zur zunehmend finsteren Darlegung ihrer Täterschaft.

Premiere am Theater Oberhausen am: 03.02.2023

Extra

  • Einführung 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn in der Bar

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EINFÜHRUNG

Pressestimmen

„Text und Produktion gelingt der delikate Balanceakt zwischen der Darstellung einer komplexen Biografie und der klaren Benennung der tiefen Verstricktheit Riefenstahls in das nationalsozialistische System. Ja, sie war „eine Frau in einer Männerwelt“, wie sie immer wieder betont. Aber sie war auch Machtprofiteurin, die nach dem Krieg nichts von der Judenvernichtung gewusst haben wollte. Begeisterter Applaus für einen starken, stringent inszenierten Abend über die brillante Filmkünstlerin ohne ersichtlichen moralischen Kompass.“ Alexander Menden, Süddeutsche Zeitung

„Die surreale Künstlichkeit ist ein Kunstgriff der Inszenierung. Die verdreifachte Protagonistin ist für schöne Effekte gut. Zum Abschluss feixen die Lenis mit dem Durchhalteschlager „Davon geht die Welt nicht unter“ über ihre Kritikerin. Eigentlich richtet sich der Hohn gegen eben die Welt, die den zynischen Wirklichkeitsklitterungen der Lenis von einst und jetzt aufsitzt. Großer Beifall für einen erhellenden und unterhaltsamen Abend.“ Wolfgang Platzeck, WAZ

„Intendantin Kathrin Mädler konzentriert sich mit dieser Setzung auf Sprache, interessiert sich für politisch relevante Themen und inszeniert gerne große Bilder. Eine Vorführung der Verführung ist dieser Abend, geschickt spielerisch, eine Bilder-Revue der gespaltenen Persönlichkeiten. Alles hier ist ein Kampf um Aufmerksamkeit, ums Rampenlicht. (…) Nach der Uraufführung von Welt überfüllt blickt auch Die Wahrheit über Leni Riefenstahl geistreich in unsere Geschichte. Sie drängt uns die Auseinandersetzung auf, und das auf unterhaltsamste Weise.“ Sarah Heppekausen, Theater der Zeit