Zeit für Freude
Zeit für Freude
DEUTSCH VON HINRICH SCHMIDT-HENKEL
Heute ist Zeit für Freude, davon sind die Figuren im neuen Stück des norwegischen Dramatikers Arne Lygre überzeugt, darauf hoffen sie und daran klammern sie sich.
Es ist Tag: Ein idyllischer Ort abseits der Stadt – ein Fluss und eine Bank auf einem Friedhof. Hier treffen sich eine Mutter und ihre Tochter, während sie auf ihren Sohn und Bruder Aksle warten, denn hier möchte die Mutter liegen, „wenn es mal so weit ist“. Nach und nach kommen weitere Figuren hinzu: Ein Ehepaar, dem die Liebe abhandengekommen ist, und eine Familie, die um ihren Vater trauert. Umgeben von Verlust und Trauer, zwischen familiärem Zusammenhalt und ewig gewachsenen Grenzen, treten sie an diesem Ort alle in Kontakt zueinander.
Im zweiten Teil des Stücks wird es Nacht: Statt seinen Geburtstag zu feiern, wird ein Mann von seinem Partner verlassen. Während Familienmitglieder, frisch verliebte Nachbarn und nahe Bekannte zu Besuch kommen, wird die große Leerstelle in seinem Leben immer spürbarer.
Zeit für Freude ist ein Stück über die existenziellen Gefühle des menschlichen Daseins: über Verlust und Neubeginn, über Tod und Geburt, über unüberwindbare Distanz und Nähe. Der Hoffnung folgend, dass das Zusammenkommen als Gemeinschaft die schmerzhaften Seiten des Lebens lindern kann, kreiseln Lygres Figuren aufeinander zu, treten in Beziehung zueinander, sprechen bisher nur Gedachtes aus, geben einander Halt und erschaffen im bedingungslosen Füreinanderdasein eine zwischenmenschliche Utopie. Kann Gemeinschaft uns in einer dunkler werdenden Welt trösten?
Poetisch und sensibel folgt der norwegische Autor Arne Lygre den archaischen Linien des Lebens. Zeit für Freude war ein großer Theatererfolg in Oslo, Stockholm und Paris. Intendantin Kathrin Mädler wird am Theater Oberhausen die Deutschsprachige Erstaufführung in der Bildwelt von Ausstattungsleiterin Franziska Isensee inszenieren.